"Junge Welt", 24.03.2009 Drohende Staatspleite, zusammenbrechende Industrie, wachsende Erwerbslosigkeit – die Ukraine taumelt am Rande des Zusammenbruchs Die ökonomischen Zerfallserscheinungen in der Ukraine gewinnen an Dynamik. Vor zahlreichen Banken finden derzeit tägliche Demonstrationen empörter Kunden statt, die die Auszahlung ihrer Gelder fordern. Sieben Kreditinstitute werden inzwischen kommissarisch von der ukrainischen Zentralbank verwaltet und sind einfach dazu übergegangen, jegliche Auszahlungen an Bargeld einzustellen. Dieser »Bankraub« stellt für die Finanzhäuser, die mit einer rasch anschwellenden Masse an faulen Krediten konfrontiert sind, die einzige Möglichkeit dar, ihr wirtschaftliches Überleben zumindest zu verlängern. Die exzessive Kreditvergabe an Privatkunden war wichtigster Treibsatz der konsumgestützten Konjunktur der zurückliegenden Jahre. Inzwischen belaufen sich die Auslandsschulden des osteuropäischen Landes auf rund 100 Milliarden US-Dollar –bei einem Bruttoinlandsprodukt von gut 140 Milliarden Dollar im Jahr 2007. Inzwischen dürfte die desolate Lage der Industrie bei so manchem Beobachter Erinnerungen an die wilden 90er Jahre hervorrufen, als Betriebe ihre Beschäftigten mitunter in Naturalien bezahlten. Die ukrainische Regierungschefin Julia Timoschenko drohte Anfang März allen Unternehmen mit Enteignung und Verstaatlichung, die sich weiterhin weigern, ihren Belegschaften die Löhne auszuzahlen. Timoschenko wies die entsprechenden Regierungsstellen an, Untersuchungen gegen die betroffenen Betriebe einzuleiten und eine Liste der »schwarzen Schafe« öffentlich zu machen. Die Summe der ausstehenden Löhne wuchs in der Ukraine seit Jahresanfang um 36 Prozent auf 170 Millionen US-Dollar. Manche Fabriken gingen einfach dazu über, ihre Arbeitskräfte zu entlassen, ohne die Lohnverbindlichkeiten zu begleichen.
20 Jahre Dauerkrise
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"Junge Welt", 24.03.2009 Drohende Staatspleite, zusammenbrechende Industrie, wachsende Erwerbslosigkeit – die Ukraine taumelt am Rande des Zusammenbruchs Die ökonomischen Zerfallserscheinungen in der Ukraine gewinnen an Dynamik. Vor zahlreichen Banken finden derzeit tägliche Demonstrationen empörter Kunden statt, die die Auszahlung ihrer Gelder fordern. Sieben Kreditinstitute werden inzwischen kommissarisch von der ukrainischen Zentralbank verwaltet und sind einfach dazu übergegangen, jegliche Auszahlungen an Bargeld einzustellen. Dieser »Bankraub« stellt für die Finanzhäuser, die mit einer rasch anschwellenden Masse an faulen Krediten konfrontiert sind, die einzige Möglichkeit dar, ihr wirtschaftliches Überleben zumindest zu verlängern. Die exzessive Kreditvergabe an Privatkunden war wichtigster Treibsatz der konsumgestützten Konjunktur der zurückliegenden Jahre. Inzwischen belaufen sich die Auslandsschulden des osteuropäischen Landes auf rund 100 Milliarden US-Dollar –bei einem Bruttoinlandsprodukt von gut 140 Milliarden Dollar im Jahr 2007. Inzwischen dürfte die desolate Lage der Industrie bei so manchem Beobachter Erinnerungen an die wilden 90er Jahre hervorrufen, als Betriebe ihre Beschäftigten mitunter in Naturalien bezahlten. Die ukrainische Regierungschefin Julia Timoschenko drohte Anfang März allen Unternehmen mit Enteignung und Verstaatlichung, die sich weiterhin weigern, ihren Belegschaften die Löhne auszuzahlen. Timoschenko wies die entsprechenden Regierungsstellen an, Untersuchungen gegen die betroffenen Betriebe einzuleiten und eine Liste der »schwarzen Schafe« öffentlich zu machen. Die Summe der ausstehenden Löhne wuchs in der Ukraine seit Jahresanfang um 36 Prozent auf 170 Millionen US-Dollar. Manche Fabriken gingen einfach dazu über, ihre Arbeitskräfte zu entlassen, ohne die Lohnverbindlichkeiten zu begleichen.