"Junge Welt" 10.11.2011 Neue Ostseepipeline umgeht Nachbarstaaten. Polen, Balten, Ukrainer und Belorussen fühlen sich von »Energieimperium« abgehängt Das kleine Lubmin befand sich am Dienstag im politischen Ausnahmezustand. Internationale Politprominenz hatte sich im Seebad am Greifswalder Bodden eingefunden, um mit der Einweihung der Ostseepipeline ein neues energie- und geopolitisches Kapitel in Europa aufzuschlagen. Anwesend waren neben der deutschen Kanzlerin Angela Merkel und dem russischen Präsidenten Dmitri Medwedew auch die Regierungschefs der Niederlande und Frankreichs, Mark Rutte und François Fillon. Außerdem wohnte der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder der Zeremonie bei. Während seiner Amtszeit hatte er das umstrittene Gaspipelineprojekt in Kooperation mit dem damaligen russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin auf den Weg gebracht. Derzeit ist Schröder als Vorsitzender des Nord Stream-Aktionärsausschusses tätig. Die Inbetriebsetzung der Ostseepipeline stelle ein »langersehntes Ereignis« dar und belege die »Festigung der Beziehungen zwischen Rußland und der EU«, sagte Medwedew auf einer Pressekonferenz. Tatsächlich kann der Kreml das Projekt als einen großen geopolitischen Erfolg verbuchen, der die Stellung Rußlands als wichtigstem Energielieferanten der EU zementieren wird. Die seit April 2010 im Bau befindliche Pipeline verbindet Lubmin nun direkt mit dem russischen Wyborg in der Portowaja-Bucht. Insgesamt investierte die Pipeline-Gesellschaft rund 7,4 Milliarden Euro, um die 1224 Kilometer lange Gasleitung auf dem Ostseegrund zu verlegen. Neben dem Moskauer Gasmonopolisten Gasprom, der 51 Prozent an Nord Stream hält, sind an dem Projekt noch Eon Ruhrgas und die BASF-Tochter Wintershall beteiligt. Kleinere Anteile halten der französische Energiekonzern GDF Suez und der niederländische Versorger Gasunie. Nach Fertigstellung der zweiten Leitung wird Nord Stream den jährlichen Erdgasverbrauch von 26 Millionen Haushalten in der EU decken können.
Achse Berlin–Moskau
Achse Berlin–Moskau
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"Junge Welt" 10.11.2011 Neue Ostseepipeline umgeht Nachbarstaaten. Polen, Balten, Ukrainer und Belorussen fühlen sich von »Energieimperium« abgehängt Das kleine Lubmin befand sich am Dienstag im politischen Ausnahmezustand. Internationale Politprominenz hatte sich im Seebad am Greifswalder Bodden eingefunden, um mit der Einweihung der Ostseepipeline ein neues energie- und geopolitisches Kapitel in Europa aufzuschlagen. Anwesend waren neben der deutschen Kanzlerin Angela Merkel und dem russischen Präsidenten Dmitri Medwedew auch die Regierungschefs der Niederlande und Frankreichs, Mark Rutte und François Fillon. Außerdem wohnte der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder der Zeremonie bei. Während seiner Amtszeit hatte er das umstrittene Gaspipelineprojekt in Kooperation mit dem damaligen russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin auf den Weg gebracht. Derzeit ist Schröder als Vorsitzender des Nord Stream-Aktionärsausschusses tätig. Die Inbetriebsetzung der Ostseepipeline stelle ein »langersehntes Ereignis« dar und belege die »Festigung der Beziehungen zwischen Rußland und der EU«, sagte Medwedew auf einer Pressekonferenz. Tatsächlich kann der Kreml das Projekt als einen großen geopolitischen Erfolg verbuchen, der die Stellung Rußlands als wichtigstem Energielieferanten der EU zementieren wird. Die seit April 2010 im Bau befindliche Pipeline verbindet Lubmin nun direkt mit dem russischen Wyborg in der Portowaja-Bucht. Insgesamt investierte die Pipeline-Gesellschaft rund 7,4 Milliarden Euro, um die 1224 Kilometer lange Gasleitung auf dem Ostseegrund zu verlegen. Neben dem Moskauer Gasmonopolisten Gasprom, der 51 Prozent an Nord Stream hält, sind an dem Projekt noch Eon Ruhrgas und die BASF-Tochter Wintershall beteiligt. Kleinere Anteile halten der französische Energiekonzern GDF Suez und der niederländische Versorger Gasunie. Nach Fertigstellung der zweiten Leitung wird Nord Stream den jährlichen Erdgasverbrauch von 26 Millionen Haushalten in der EU decken können.