"Junge Welt", 27.06.2006 Ihren schnellen Sieg während der Invasion des Irak im März 2003 haben die US-Streitkräfte vor allem Saddam Husseins geschlossenem Wahnsystem zu verdanken Mit dem Fall Bagdads im April 2003 erhielten die US-amerikanischen Besatzungstruppen die einmalige Möglichkeit, die Vorgänge innerhalb der irakischen Führungsspitze während des Krieges genauestens zu studieren. Von Interesse für die amerikanischen Militäranalytiker waren nicht nur die konkreten militärischen Entscheidungen, die von der irakischen Führung um Saddam Hussein gefällt wurden, sondern auch die strategischen Vorstellungen und taktischen Pläne, die vor und während des Krieges das Handeln der irakischen Seite determinierten. Um den maximalen Erkenntnisgewinn aus der Situation zu ziehen, gab das U.S. Joint Forces Command (USJFCOM) eine entsprechende, breit angelegte Studie in Auftrag. Am 23. März diesen Jahres wurde das »Iraq Perspective Project« (IPP), ein 230 Seiten langer Bericht, dessen Fertigstellung über zwei Jahre in Anspruch genommen hatte, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Grundlage des IPP bilden »Befragungen« – Folterverhöre sicherlich eingeschlossen – gefangengenommener, hoher irakischer Funktionsträger aus Politik und Militär sowie Hunderttausende von Akten, die von den Besatzungstruppen sichergestellt werden konnten. Die Militär- und Verteidigungsanalytiker und Co-Autoren des IPP, Kevin Woods, James Lacey und Williamson Murray, publizierten eine Zusammenfassung des Berichts im Magazin Foreign Affairs (Ausgabe Mai/Juni 2006), dem offiziösen Presseorgan US-amerikanischer Außenpolitik. Die spielerische Leichtigkeit, mit der die US-amerikanischen Invasionstruppen den Irak im März und April 2003 überrannten, ist vor allem auf eine aus heutiger Sicht absurde strategische Grundannahme Saddam Husseins zurückzuführen, der zu widersprechen niemand im irakischen Führungszirkel die Stirn hatte: Hussein glaubte nicht daran, daß die USA angreifen würden. Selbst nach Beginn der Invasion war er überzeugt, daß die Amerikaner sich mit einem Kriegsausgang zufrieden gäben, der unterhalb eines »Regime change«, also seiner Entmachtung, läge.
Der perfekte Gegner
Der perfekte Gegner
Der perfekte Gegner
"Junge Welt", 27.06.2006 Ihren schnellen Sieg während der Invasion des Irak im März 2003 haben die US-Streitkräfte vor allem Saddam Husseins geschlossenem Wahnsystem zu verdanken Mit dem Fall Bagdads im April 2003 erhielten die US-amerikanischen Besatzungstruppen die einmalige Möglichkeit, die Vorgänge innerhalb der irakischen Führungsspitze während des Krieges genauestens zu studieren. Von Interesse für die amerikanischen Militäranalytiker waren nicht nur die konkreten militärischen Entscheidungen, die von der irakischen Führung um Saddam Hussein gefällt wurden, sondern auch die strategischen Vorstellungen und taktischen Pläne, die vor und während des Krieges das Handeln der irakischen Seite determinierten. Um den maximalen Erkenntnisgewinn aus der Situation zu ziehen, gab das U.S. Joint Forces Command (USJFCOM) eine entsprechende, breit angelegte Studie in Auftrag. Am 23. März diesen Jahres wurde das »Iraq Perspective Project« (IPP), ein 230 Seiten langer Bericht, dessen Fertigstellung über zwei Jahre in Anspruch genommen hatte, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Grundlage des IPP bilden »Befragungen« – Folterverhöre sicherlich eingeschlossen – gefangengenommener, hoher irakischer Funktionsträger aus Politik und Militär sowie Hunderttausende von Akten, die von den Besatzungstruppen sichergestellt werden konnten. Die Militär- und Verteidigungsanalytiker und Co-Autoren des IPP, Kevin Woods, James Lacey und Williamson Murray, publizierten eine Zusammenfassung des Berichts im Magazin Foreign Affairs (Ausgabe Mai/Juni 2006), dem offiziösen Presseorgan US-amerikanischer Außenpolitik. Die spielerische Leichtigkeit, mit der die US-amerikanischen Invasionstruppen den Irak im März und April 2003 überrannten, ist vor allem auf eine aus heutiger Sicht absurde strategische Grundannahme Saddam Husseins zurückzuführen, der zu widersprechen niemand im irakischen Führungszirkel die Stirn hatte: Hussein glaubte nicht daran, daß die USA angreifen würden. Selbst nach Beginn der Invasion war er überzeugt, daß die Amerikaner sich mit einem Kriegsausgang zufrieden gäben, der unterhalb eines »Regime change«, also seiner Entmachtung, läge.