"Junge Welt", 26.10.2011 Beim heutigen Krisengipfel in Brüssel dominieren nationale Interessen. Kompromiß zwischen Paris und Berlin sieht IWF-Beteiligung beim EFSF vor Die Krisendynamik in Europa scheint inzwischen jeglicher politischen Kontrolle und Steuerungsmöglichkeit zu entgleiten. Vor dem heutigen EU-Gipfel zur Lösung der europäischen Schuldenkrise mehrten sich die Hiobsbotschaften und Krisenherde. Griechenland meldet weiteren Finanzierungsbedarf von bis zu 444 Milliarden Euro an. Der europäische Finanzsektor sieht sich mit enormen Abschreibungen aufgrund der eskalierenden Staatsschuldenkrise konfrontiert. Laut vorläufigen Schätzungen dürften Kapitalerhöhungen von rund 100 Milliarden Euro anstehen. Zudem ist noch keineswegs geklärt, wie der EU-Krisenfonds EFSF erweitert werden soll, um die Schockwellen einzugrenzen, die bei einem Bankrott Athens auch Spanien oder Italien mit in den Abgrund reißen dürften. Nicht einmal das angepeilte Volumen soll beim Gipfel in Brüssel bekanntgegeben werden, meldete die Nachrichtenagentur AFP am Dienstag. Schließlich deuten die jüngsten Konjunkturindikatoren darauf hin, daß die Euro-Zone sich bereits gegen Jahresende in der Rezession befinden wird. Der durch immer neue Sparmaßnahmen verstärkte wirtschaftliche Zusammenbruch in Griechenland läßt den Finanzbedarf in Athen auf 252 Milliarden Euro bis 2020 anschwellen, wie die »Troika« in einem Bericht unlängst feststellte. Bei dieser Einschätzung geht das aus IWF, Weltbank und EU bestehende Gremium absurderweise aber davon aus, daß dieselben Kahlschlagsprogramme, die Griechenland in den Abgrund stießen, bald eine wundersame Wirtschaftserholung auslösen werden. Falls sich die Realität diesem Wunschdenken auch weiterhin verweigern und der Griechenland aufoktroyierte Sparterror die Zerrüttung der griechischen Volkswirtschaft perpetuieren sollte, wird es richtig teuer: Im Extremfall sind dann 444 Milliarden Euro fällig, womit die tatsächlich abrufbaren Mittel des EFSF von 440 Milliarden schon mal mehr als erschöpft wären.
Die Retter gehen aus
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"Junge Welt", 26.10.2011 Beim heutigen Krisengipfel in Brüssel dominieren nationale Interessen. Kompromiß zwischen Paris und Berlin sieht IWF-Beteiligung beim EFSF vor Die Krisendynamik in Europa scheint inzwischen jeglicher politischen Kontrolle und Steuerungsmöglichkeit zu entgleiten. Vor dem heutigen EU-Gipfel zur Lösung der europäischen Schuldenkrise mehrten sich die Hiobsbotschaften und Krisenherde. Griechenland meldet weiteren Finanzierungsbedarf von bis zu 444 Milliarden Euro an. Der europäische Finanzsektor sieht sich mit enormen Abschreibungen aufgrund der eskalierenden Staatsschuldenkrise konfrontiert. Laut vorläufigen Schätzungen dürften Kapitalerhöhungen von rund 100 Milliarden Euro anstehen. Zudem ist noch keineswegs geklärt, wie der EU-Krisenfonds EFSF erweitert werden soll, um die Schockwellen einzugrenzen, die bei einem Bankrott Athens auch Spanien oder Italien mit in den Abgrund reißen dürften. Nicht einmal das angepeilte Volumen soll beim Gipfel in Brüssel bekanntgegeben werden, meldete die Nachrichtenagentur AFP am Dienstag. Schließlich deuten die jüngsten Konjunkturindikatoren darauf hin, daß die Euro-Zone sich bereits gegen Jahresende in der Rezession befinden wird. Der durch immer neue Sparmaßnahmen verstärkte wirtschaftliche Zusammenbruch in Griechenland läßt den Finanzbedarf in Athen auf 252 Milliarden Euro bis 2020 anschwellen, wie die »Troika« in einem Bericht unlängst feststellte. Bei dieser Einschätzung geht das aus IWF, Weltbank und EU bestehende Gremium absurderweise aber davon aus, daß dieselben Kahlschlagsprogramme, die Griechenland in den Abgrund stießen, bald eine wundersame Wirtschaftserholung auslösen werden. Falls sich die Realität diesem Wunschdenken auch weiterhin verweigern und der Griechenland aufoktroyierte Sparterror die Zerrüttung der griechischen Volkswirtschaft perpetuieren sollte, wird es richtig teuer: Im Extremfall sind dann 444 Milliarden Euro fällig, womit die tatsächlich abrufbaren Mittel des EFSF von 440 Milliarden schon mal mehr als erschöpft wären.