"Junge Welt", 02.01.2007 Die Zeichen stehen auf Sturm im polnischen Kohlenrevier. Bereits seit dem 17. Dezember wird die Zeche »Budryk« im südpolnischen Ornontowice bestreikt, nachdem sich deren Betriebsleitung weigerte, über die Forderungen der Belegschaft auch nur zu diskutieren. Obwohl dieses moderne Kohlebergwerk zu den profitabelsten Polens zählt, aus dem der polnische Staatshaushalt allein 2007 einen Gewinn von umgerechnet 13 Millionen Euro zog, müssen die dort beschäftigten Kumpel mit Elendslöhnen über die Runden kommen. Zudem fanden sich Tausende von ehemals entlassenen Kohlekumpels in Zeitarbeitsfirmen wieder, die sie unter unmenschlichen Arbeitsbedingungen ausbeuten: »Sie arbeiten wie im 19. Jahrhundert. Man macht ihnen Angst läßt sie unter miserablen Konditionen und mit unzureichender Ausrüstung arbeiten. Bald wird man sie mit Turnschuhen unter Tage schicken«, so beschrieb ein Kumpel die Arbeitsbedingungen der Zeitarbeiter gegenüber der Wochenzeitung Przeglad. An die 2500 Zloty (700 Euro) bringt ein Bergwerksarbeiter am Monatsende nach Hause – bei einer rasanten Inflation und einem nahezu westeuropäischen Preisniveau. Damit werden die Kohlekumpel der Zeche Budryk um die 700 Zloty schlechter bezahlt als ihre Kollegen vom Kohlekonzern JSW, mit dem das Bergwerk fusionieren soll. Die Hauptforderung der am Streik beteiligten Gewerkschaften besteht infolgedessen in der Angleichung des Lohnniveaus. Sowohl die Gewerkschaft »August 80« als auch die Arbeiterorganisation »Kadra« wollen den Streik so lange fortsetzen, bis ihre Forderungen verwirklicht werden. Das Votum für den Streik fiel nahezu einstimmig aus, obwohl die rechte, mit der ehemaligen Regierungspartei PiS (Recht und Gerechtigkeit) verbündete Gewerkschaft »Solidarnosc« den Ausstand zu torpedieren versucht. Ähnlich verhält sich die sozialdemokratische Bergarbeitergewerkschaft ZZG, die die Kumpel vor einer Teilnahme am Streik warnte. Dennoch steht die Streikfront weiterhin, und die opportunistischen Kräfte verlieren an Einfluß – in den ersten Tagen verließen über hundert Kumpel die »Solidarnosc«.
Es brodelt im Revier
Es brodelt im Revier
Es brodelt im Revier
"Junge Welt", 02.01.2007 Die Zeichen stehen auf Sturm im polnischen Kohlenrevier. Bereits seit dem 17. Dezember wird die Zeche »Budryk« im südpolnischen Ornontowice bestreikt, nachdem sich deren Betriebsleitung weigerte, über die Forderungen der Belegschaft auch nur zu diskutieren. Obwohl dieses moderne Kohlebergwerk zu den profitabelsten Polens zählt, aus dem der polnische Staatshaushalt allein 2007 einen Gewinn von umgerechnet 13 Millionen Euro zog, müssen die dort beschäftigten Kumpel mit Elendslöhnen über die Runden kommen. Zudem fanden sich Tausende von ehemals entlassenen Kohlekumpels in Zeitarbeitsfirmen wieder, die sie unter unmenschlichen Arbeitsbedingungen ausbeuten: »Sie arbeiten wie im 19. Jahrhundert. Man macht ihnen Angst läßt sie unter miserablen Konditionen und mit unzureichender Ausrüstung arbeiten. Bald wird man sie mit Turnschuhen unter Tage schicken«, so beschrieb ein Kumpel die Arbeitsbedingungen der Zeitarbeiter gegenüber der Wochenzeitung Przeglad. An die 2500 Zloty (700 Euro) bringt ein Bergwerksarbeiter am Monatsende nach Hause – bei einer rasanten Inflation und einem nahezu westeuropäischen Preisniveau. Damit werden die Kohlekumpel der Zeche Budryk um die 700 Zloty schlechter bezahlt als ihre Kollegen vom Kohlekonzern JSW, mit dem das Bergwerk fusionieren soll. Die Hauptforderung der am Streik beteiligten Gewerkschaften besteht infolgedessen in der Angleichung des Lohnniveaus. Sowohl die Gewerkschaft »August 80« als auch die Arbeiterorganisation »Kadra« wollen den Streik so lange fortsetzen, bis ihre Forderungen verwirklicht werden. Das Votum für den Streik fiel nahezu einstimmig aus, obwohl die rechte, mit der ehemaligen Regierungspartei PiS (Recht und Gerechtigkeit) verbündete Gewerkschaft »Solidarnosc« den Ausstand zu torpedieren versucht. Ähnlich verhält sich die sozialdemokratische Bergarbeitergewerkschaft ZZG, die die Kumpel vor einer Teilnahme am Streik warnte. Dennoch steht die Streikfront weiterhin, und die opportunistischen Kräfte verlieren an Einfluß – in den ersten Tagen verließen über hundert Kumpel die »Solidarnosc«.