"Junge Welt", 24.10.2009 Konjunkturprogramm läßt Chinas Wirtschaft trotz Krise zulegen. Deutliche Zeichen spekulativer Blasenbildung am Finanz- und Immobilienmarkt China boomt weiter, der Immobilienmarkt bricht alle Rekorde. 56,6 Millionen US-Dollar erzielte die Firma Henderson Land beim Verkauf einer Hochhauswohnung in Hongkong, berichtete die New York Times (NYT) Mitte Oktober. Das Unternehmen sprach von einem Quadratmeterpreis, der in dieser Höhe bislang »nirgendwo sonst« erzielt wurde. Ein weiterer Wohnungsverkauf aus dem September macht deutlich, welcher Wahnsinn derzeit auf Teilen des chinesischen Immobilienmarktes dominiert. So habe laut NYT ein »lokaler Geschäftsmann« ein Luxusappartement von knapp 76 Quadratmetern für 25,4 Millionen US-Dollar gekauft – Quadratmeterpreis rund 322000 US-Dollar. Mitte Oktober warnte der Chef der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong, Donald Tseng, vor spekulativen Tendenzen auf dem Immobilienmarkt der Metropole. Er sprach von der »Möglichkeit einer Immobilienblase«. Dabei bildet Hongkong keine Ausnahme in China. Alle chinesichen Megacitys - kaum eine hat unter zehn Millionen Einwohner - verzeichnen einen rasanten Anstieg der Grundstücks- und Immobilienpreise. Der private Nachrichtendienst Strategic Forcasting (Stratfor) bezeichnet in einer Analyse vor allem die vier Städte »ersten Ranges« (Peking, Shenzhen, Guangzhou und Schanghai), sowie 20 weitere Provinzhauptstädte und Küstenmetropolen als Zentren eines enormen Immobilienbooms. Dessen Ursprünge können bis zu den Kürzungen beim sozialen Wohnungsbau 1998 sowie der Legalisierung von privatem Wohnungseigentum zurückverfolgt werden. Die Privatisierung habe »die chinesische Wahrnehmung von persönlichen Eigentum geändert und so einen wichtigen Einfluß auf den Immobiliensektor ausgeübt«, so Stratfor. Wohnungen seien auch in China eine finanzielle Investition. Nun drohe eine ähnliche Entwicklung, wie sie sich auch bei der Blasenbildung in den USA vollzog: »Die steigenden Landpreise würden schließlich die Immobilienpreise außerhalb der Reichweite der Bevölkerung« katapultieren. Stratfor nennt als Beispiel die Stadt Guangzhou (Kanton), in der der Quadratmeterpreis zwischen 2003 und 2007 um 700 Prozent gestiegen ist. Das Lohnwachstum im selben Zeitraum betrug nur 24 Prozent. Der Nachrichtendienst zitiert auch aus einer 2006 durchgeführten Studie der Nationalen Kommission für Reformen und Entwicklung, die sich den Disproportionen zwischen Immobilienpreisen und Einkünften widmete. In vielen Städten lag demnach die Relation zwischen dem Wachstum der Haus- und Wohnungspreise und dem der Löhne bei 21 zu eins, in Peking betrug sie sogar 27 zu eins.
Gedoptes Wachstum
Gedoptes Wachstum
Gedoptes Wachstum
"Junge Welt", 24.10.2009 Konjunkturprogramm läßt Chinas Wirtschaft trotz Krise zulegen. Deutliche Zeichen spekulativer Blasenbildung am Finanz- und Immobilienmarkt China boomt weiter, der Immobilienmarkt bricht alle Rekorde. 56,6 Millionen US-Dollar erzielte die Firma Henderson Land beim Verkauf einer Hochhauswohnung in Hongkong, berichtete die New York Times (NYT) Mitte Oktober. Das Unternehmen sprach von einem Quadratmeterpreis, der in dieser Höhe bislang »nirgendwo sonst« erzielt wurde. Ein weiterer Wohnungsverkauf aus dem September macht deutlich, welcher Wahnsinn derzeit auf Teilen des chinesischen Immobilienmarktes dominiert. So habe laut NYT ein »lokaler Geschäftsmann« ein Luxusappartement von knapp 76 Quadratmetern für 25,4 Millionen US-Dollar gekauft – Quadratmeterpreis rund 322000 US-Dollar. Mitte Oktober warnte der Chef der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong, Donald Tseng, vor spekulativen Tendenzen auf dem Immobilienmarkt der Metropole. Er sprach von der »Möglichkeit einer Immobilienblase«. Dabei bildet Hongkong keine Ausnahme in China. Alle chinesichen Megacitys - kaum eine hat unter zehn Millionen Einwohner - verzeichnen einen rasanten Anstieg der Grundstücks- und Immobilienpreise. Der private Nachrichtendienst Strategic Forcasting (Stratfor) bezeichnet in einer Analyse vor allem die vier Städte »ersten Ranges« (Peking, Shenzhen, Guangzhou und Schanghai), sowie 20 weitere Provinzhauptstädte und Küstenmetropolen als Zentren eines enormen Immobilienbooms. Dessen Ursprünge können bis zu den Kürzungen beim sozialen Wohnungsbau 1998 sowie der Legalisierung von privatem Wohnungseigentum zurückverfolgt werden. Die Privatisierung habe »die chinesische Wahrnehmung von persönlichen Eigentum geändert und so einen wichtigen Einfluß auf den Immobiliensektor ausgeübt«, so Stratfor. Wohnungen seien auch in China eine finanzielle Investition. Nun drohe eine ähnliche Entwicklung, wie sie sich auch bei der Blasenbildung in den USA vollzog: »Die steigenden Landpreise würden schließlich die Immobilienpreise außerhalb der Reichweite der Bevölkerung« katapultieren. Stratfor nennt als Beispiel die Stadt Guangzhou (Kanton), in der der Quadratmeterpreis zwischen 2003 und 2007 um 700 Prozent gestiegen ist. Das Lohnwachstum im selben Zeitraum betrug nur 24 Prozent. Der Nachrichtendienst zitiert auch aus einer 2006 durchgeführten Studie der Nationalen Kommission für Reformen und Entwicklung, die sich den Disproportionen zwischen Immobilienpreisen und Einkünften widmete. In vielen Städten lag demnach die Relation zwischen dem Wachstum der Haus- und Wohnungspreise und dem der Löhne bei 21 zu eins, in Peking betrug sie sogar 27 zu eins.