"Junge Welt", 17.11.2009 Erdgas aus Mittelasien soll Westeuropas Energiehunger stillen. Beim Pipelinepoker gilt EU-Favorit Nabucco jedoch inzwischen als abgeschlagen Die EU muß zurück auf Los beim großen Pipelinemonopoly. Noch im Juli hatten die am westeuropäischen Gasleitungsprojekt Nabucco beteiligten Staaten in Ankara den offiziellen Startschuß für dieses ehrgeizige energiepolitische Vorhaben gegeben. Doch die Aufbruchstimmung ist inzwischen verflogen. So mußte das Management des Nabucco-Konsortiums am 11. November kleinlaut eingestehen, daß die Beschlüsse über die konkreten Investitionspläne zum Bau der 3200 Kilometer langen und voraussichtlich 7,9 Milliarden Euro teuren Pipeline erst Ende 2010 zu erwarten seien – geplant war das für Anfang des kommenden Jahres. An der Leitung, die unter Umgehung Rußlands über die Türkei Erdgas nach Westeuropa befördern soll, sind die Energiekonzerne RWE (Deutschland), OMV (Österreich), MOL (Ungarn), Transgas (Rumänien), BEH (Bulgarien) und die türkische Gesellschaft Botas mit jeweils 16,67 Prozent beteiligt. Das kommenden Jahr werde »entscheidend« für dieses von der EU forcierte Projekt, das ab 2014 bis zu 31 Milliarden Kubikmeter Erdgas aus den kaspischen und nahöstlichen Lagerstätten befördern soll, erklärte der frühere BRD-Außenminister Joseph Fischer am 2. November in Sofia. Fischer ist als Unternehmensberater auch für RWE tätig und vor allem damit beschäftigt, dem Nabucco-Projekt zum Durchbruch zu verhelfen. Diese laut Insiderberichten äußerst lukrative Beratungstätigkeit, die dem Politrentner eine sechsstellige Vergütung einbringen soll, scheint sich auch für RWE auszuzahlen. Nach Gesprächen Fischers mit Regierungsvertretern in Sofia erklärte die bulgarische Außenministerin Rumjana Schelewa, die Nabucco-Pipeline genieße in Sofia Priorität gegenüber dem russischen Konkurrenzprojekt, der durch das Schwarze Meer geplanten South Stream Pipeline. Beide konkurrierenden Vorhaben sollen von Bulgarien aus in die weiteren EU-Abnehmerländer führen.
Keinen Trumpf im Ärmel
Keinen Trumpf im Ärmel
Keinen Trumpf im Ärmel
"Junge Welt", 17.11.2009 Erdgas aus Mittelasien soll Westeuropas Energiehunger stillen. Beim Pipelinepoker gilt EU-Favorit Nabucco jedoch inzwischen als abgeschlagen Die EU muß zurück auf Los beim großen Pipelinemonopoly. Noch im Juli hatten die am westeuropäischen Gasleitungsprojekt Nabucco beteiligten Staaten in Ankara den offiziellen Startschuß für dieses ehrgeizige energiepolitische Vorhaben gegeben. Doch die Aufbruchstimmung ist inzwischen verflogen. So mußte das Management des Nabucco-Konsortiums am 11. November kleinlaut eingestehen, daß die Beschlüsse über die konkreten Investitionspläne zum Bau der 3200 Kilometer langen und voraussichtlich 7,9 Milliarden Euro teuren Pipeline erst Ende 2010 zu erwarten seien – geplant war das für Anfang des kommenden Jahres. An der Leitung, die unter Umgehung Rußlands über die Türkei Erdgas nach Westeuropa befördern soll, sind die Energiekonzerne RWE (Deutschland), OMV (Österreich), MOL (Ungarn), Transgas (Rumänien), BEH (Bulgarien) und die türkische Gesellschaft Botas mit jeweils 16,67 Prozent beteiligt. Das kommenden Jahr werde »entscheidend« für dieses von der EU forcierte Projekt, das ab 2014 bis zu 31 Milliarden Kubikmeter Erdgas aus den kaspischen und nahöstlichen Lagerstätten befördern soll, erklärte der frühere BRD-Außenminister Joseph Fischer am 2. November in Sofia. Fischer ist als Unternehmensberater auch für RWE tätig und vor allem damit beschäftigt, dem Nabucco-Projekt zum Durchbruch zu verhelfen. Diese laut Insiderberichten äußerst lukrative Beratungstätigkeit, die dem Politrentner eine sechsstellige Vergütung einbringen soll, scheint sich auch für RWE auszuzahlen. Nach Gesprächen Fischers mit Regierungsvertretern in Sofia erklärte die bulgarische Außenministerin Rumjana Schelewa, die Nabucco-Pipeline genieße in Sofia Priorität gegenüber dem russischen Konkurrenzprojekt, der durch das Schwarze Meer geplanten South Stream Pipeline. Beide konkurrierenden Vorhaben sollen von Bulgarien aus in die weiteren EU-Abnehmerländer führen.