Leicht gekürzt in: "Junge Welt", 09.06.2009 Die EU-Wahlen 2009 bescherten etlichen nationalistischen und faschistischen Parteien Osteuropas den politischen Durchbruch. Als Desaster ragt der Wahlausgang in Ungarn heraus, wo die militant faschistische Partei »Jobbik« nahezu 15 Prozent der Stimmen erhielt. Dieser Wahlausgang kommt einem politischen Erdrutsch nahe, da das bislang beste landesweite Ergebnis dieser antiziganischen und antisemitischen Gruppierung bei 2,2 Prozent während der Parlamentswahl von 2006 lag. Somit liegen Ungarns Faschisten nur knapp hinter den eine Minderheitsregierung stellenden Sozialdemokraten, die dank jahrelanger neoliberaler „Reformen“ ihre Wählerschaft von 34,3 Prozent in 2004 auf derzeit 17,3 Prozent halbieren konnten. Die Rechtskonservative Partei Fidesz errang hingegen einen überwältigenden Sieg mit 56 Prozent Wählerzuspruch. Die rassistische, auf das Schüren ethnischer Spannungen abzielende Strategie der ungarischen Nazis ist somit aufgegangen. Die verelendete und marginalisierte Minderheit der Roma wurde zu einem bevorzugten Hassobjekt der faschistischen Propaganda in Ungarn. Mit dem rassistischen Stereotyp des „kriminellen Zigeuners“ konnte der von der Wirtschaftskrise hart getroffenen und verunsicherten Bevölkerung ein handgreiflicher Sündenbock geliefert werden, dessen ideologische Durchschlagskraft weit ins bürgerliche Milieu ausstrahlte. Jobbiks paramilitärische Formation, die „Ungarische Garde“, inszenierte sich als „Beschützer“ der ungarischen Bevölkerung vor den „kriminellen Roma“ und führte immer wieder provokative Aufmärsche in den von ungarischen Roma bewohnten Ortschaften und Stadtteilen durch. Zugleich fanden vermehrt faschistische Übergriffe auf Roma statt, die mehrere Menschen das leben kosteten. Hinzu kam eine kaum verhüllte antisemitische Propaganda, bei der die mit dem Finanzkapital assoziierten Juden als die Verursacher der Weltwirtschaftskrise dargestellt wurden.
Krisenprofiteure von rechtsaußen
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Leicht gekürzt in: "Junge Welt", 09.06.2009 Die EU-Wahlen 2009 bescherten etlichen nationalistischen und faschistischen Parteien Osteuropas den politischen Durchbruch. Als Desaster ragt der Wahlausgang in Ungarn heraus, wo die militant faschistische Partei »Jobbik« nahezu 15 Prozent der Stimmen erhielt. Dieser Wahlausgang kommt einem politischen Erdrutsch nahe, da das bislang beste landesweite Ergebnis dieser antiziganischen und antisemitischen Gruppierung bei 2,2 Prozent während der Parlamentswahl von 2006 lag. Somit liegen Ungarns Faschisten nur knapp hinter den eine Minderheitsregierung stellenden Sozialdemokraten, die dank jahrelanger neoliberaler „Reformen“ ihre Wählerschaft von 34,3 Prozent in 2004 auf derzeit 17,3 Prozent halbieren konnten. Die Rechtskonservative Partei Fidesz errang hingegen einen überwältigenden Sieg mit 56 Prozent Wählerzuspruch. Die rassistische, auf das Schüren ethnischer Spannungen abzielende Strategie der ungarischen Nazis ist somit aufgegangen. Die verelendete und marginalisierte Minderheit der Roma wurde zu einem bevorzugten Hassobjekt der faschistischen Propaganda in Ungarn. Mit dem rassistischen Stereotyp des „kriminellen Zigeuners“ konnte der von der Wirtschaftskrise hart getroffenen und verunsicherten Bevölkerung ein handgreiflicher Sündenbock geliefert werden, dessen ideologische Durchschlagskraft weit ins bürgerliche Milieu ausstrahlte. Jobbiks paramilitärische Formation, die „Ungarische Garde“, inszenierte sich als „Beschützer“ der ungarischen Bevölkerung vor den „kriminellen Roma“ und führte immer wieder provokative Aufmärsche in den von ungarischen Roma bewohnten Ortschaften und Stadtteilen durch. Zugleich fanden vermehrt faschistische Übergriffe auf Roma statt, die mehrere Menschen das leben kosteten. Hinzu kam eine kaum verhüllte antisemitische Propaganda, bei der die mit dem Finanzkapital assoziierten Juden als die Verursacher der Weltwirtschaftskrise dargestellt wurden.