"Junge Welt", 11.08.2008 Trotz Hitzerekord und Trockenheit: Keine Einigung zwischen Nachfolgestaaten der Sowjetunion in der Region über Wasserressourcen Es war eine mörderische Hitze, die Anfang des Monats in weiten Teilen Zentralasiens herrschte. Zwischen den 1. und 3. August wurden beispielsweise in Teilen Turkmenistans Höchsttemperaturen von bis zu 47,5 Grad Celsius gemessen, und während der Nächte fiel das Quecksilber auf gerade mal 34 Grad. Diese alles versengende Hitzewelle bildete den bisherigen Höhepunkt eines besonders trockenen Sommers, der die latente Wasserkrise in vielen Gebieten dieser Region voll ausbrechen lassen wird. Seit dem Zerfall der Sowjetunion (1991) konnten sich deren zentralasiatische Nachfolgestaaten bis heute nicht auf ein verbindliches und effektives System der Wasserverteilung einigen. Die wichtigsten Wasserressourcen der Region stellen die beiden Flüsse Amudarja und Syrdarja dar, die gut 90 Prozent des in der Region verfügbaren Oberflächenwassers bereitstellen. Der Amudarja entspringt in Tadschikistan, während der Syrdarja im kirgisischen Teil des Hochgebirges Tienschan seine Quelle hat. Beide Ströme fließen durch Usbekistan, Kasachstan und Turkemnistan, bevor ihre letzten Rinnsale in die kläglichen Überreste des früher riesigen Aralsees münden. Trinkwasser verheizt Das sowjetische System der Wasserbewirtschaftung sah vor, daß Tadschikistan und Kirgisien während des Winters große Reserven in Staudämmen aufbauen, die dann im Sommer zur Bewässerung der Landwirtschaft Usbekistans, Kasachstans und Turkmenistans eingesetzt werden. Allein die riesigen Baumwollfelder Usbekistans verbrauchen gut die Hälfte des Wasser in der Region. Diese ehemals sowjetische hydrologische Infrastruktur findet sich nun fragmentiert auf dem Territorium souveräner Staaten wieder. Dabei kontrollieren mit Tadschikistan und Kirgisien arme Länder die Wasserversorgung der Region, Länder, die über keine nennenswerten Vorkommen an Energieträgern verfügen. Beide Staaten sind nicht in der Lage, ihr zusehends dem Verfall ausgesetztes System der Wasserbewirtschaftung aufrechtzuerhalten. Auch tendieren Tadschikistan und Kirgisien logischerweise dazu, ihren relativen Wasserreichtum als Verhandlungsmasse einzusetzen.
Leeres Faß Zentralasien
Leeres Faß Zentralasien
Leeres Faß Zentralasien
"Junge Welt", 11.08.2008 Trotz Hitzerekord und Trockenheit: Keine Einigung zwischen Nachfolgestaaten der Sowjetunion in der Region über Wasserressourcen Es war eine mörderische Hitze, die Anfang des Monats in weiten Teilen Zentralasiens herrschte. Zwischen den 1. und 3. August wurden beispielsweise in Teilen Turkmenistans Höchsttemperaturen von bis zu 47,5 Grad Celsius gemessen, und während der Nächte fiel das Quecksilber auf gerade mal 34 Grad. Diese alles versengende Hitzewelle bildete den bisherigen Höhepunkt eines besonders trockenen Sommers, der die latente Wasserkrise in vielen Gebieten dieser Region voll ausbrechen lassen wird. Seit dem Zerfall der Sowjetunion (1991) konnten sich deren zentralasiatische Nachfolgestaaten bis heute nicht auf ein verbindliches und effektives System der Wasserverteilung einigen. Die wichtigsten Wasserressourcen der Region stellen die beiden Flüsse Amudarja und Syrdarja dar, die gut 90 Prozent des in der Region verfügbaren Oberflächenwassers bereitstellen. Der Amudarja entspringt in Tadschikistan, während der Syrdarja im kirgisischen Teil des Hochgebirges Tienschan seine Quelle hat. Beide Ströme fließen durch Usbekistan, Kasachstan und Turkemnistan, bevor ihre letzten Rinnsale in die kläglichen Überreste des früher riesigen Aralsees münden. Trinkwasser verheizt Das sowjetische System der Wasserbewirtschaftung sah vor, daß Tadschikistan und Kirgisien während des Winters große Reserven in Staudämmen aufbauen, die dann im Sommer zur Bewässerung der Landwirtschaft Usbekistans, Kasachstans und Turkmenistans eingesetzt werden. Allein die riesigen Baumwollfelder Usbekistans verbrauchen gut die Hälfte des Wasser in der Region. Diese ehemals sowjetische hydrologische Infrastruktur findet sich nun fragmentiert auf dem Territorium souveräner Staaten wieder. Dabei kontrollieren mit Tadschikistan und Kirgisien arme Länder die Wasserversorgung der Region, Länder, die über keine nennenswerten Vorkommen an Energieträgern verfügen. Beide Staaten sind nicht in der Lage, ihr zusehends dem Verfall ausgesetztes System der Wasserbewirtschaftung aufrechtzuerhalten. Auch tendieren Tadschikistan und Kirgisien logischerweise dazu, ihren relativen Wasserreichtum als Verhandlungsmasse einzusetzen.