"Junge Welt", 24,02.2010 Region bleibt Problemzone für Banken. Steigende Erwerbslosigkeit und Senkung des Lohnniveaus verschärfen Verschuldung der dortigen Konsumenten Die Finanzkrise in Osteuropa hinterläßt weiter Spuren in den Bilanzen westlicher Banken. Um bis zu zwölf Prozent brachen die Aktien der österreichischen Raiffeisen International (RI) am vergangenen Dienstag ein, nachdem deren Gewinnrückgang 2009 bekannt wurde. Bei der RI handelt es sich um eine börsennotierte und auf Osteuropa ausgerichtete Holding der Raiffeisen Zentralbank (RZB), die mit 70 Prozent an ihrer Tochtergesellschaft beteiligt ist. Beide Finanzinstitute gaben nun bekannt, ihre im April 2005 eingeleitete Trennung wieder rückgängig zu machen. Die RI ist in 17 Ländern Mittel- und Osteuropas tätig. Laut der Zeitung Die Presse gibt es »gravierende Probleme«, mit denen »Raiffeisen International in Osteuropa konfrontiert ist.« So ging der RI-Gewinn 2009 um 78 Prozent auf nur noch 212 Millionen Euro zurück, während im gleichen Zeitraum die Vorsorge für faule Kredite auf 1,7 Milliarden Euro verdoppelt werden mußte. Aufgrund der Wirtschaftskrise werden immer mehr ausgereichte Darlehen und Hypotheken »notleidend«, sprich, es bestehen erhebliche Zweifel, ob sie zurückgezahlt werden können. Westliche Banken hatten in der Region zuvor einen kreditfinanzierten Boom ausgelöst, als sie Konsumenten und Häuslebauer großzügig mit Krediten versorgt hatten. Steigende Arbeitslosigkeit und ein teilweise rasch wieder fallendes Lohnniveau sorgen nun dafür, daß immer mehr Kreditnehmer ihre Schulden nicht bedienen können. Die Presse zitierte in diesem Zusammenhang aus einer Analyse der Schweizer Großbank UBS. Demnach hat sich im dritten Quartal 2009 die Quote der notleidenden Kredite bei der RI auf 14 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum verdoppelt. Bereits im vergangenen Jahr mußte die RZB ihrer Osteuropatochter eine milliardenschwere Kapitalspritze zukommen lassen, weitere Stützungsmaßnahmen werden nach Ansicht von Beobachtern auch in diesem Jahr unvermeidbar.
Milliardengrab Osteuropa
Milliardengrab Osteuropa
Milliardengrab Osteuropa
"Junge Welt", 24,02.2010 Region bleibt Problemzone für Banken. Steigende Erwerbslosigkeit und Senkung des Lohnniveaus verschärfen Verschuldung der dortigen Konsumenten Die Finanzkrise in Osteuropa hinterläßt weiter Spuren in den Bilanzen westlicher Banken. Um bis zu zwölf Prozent brachen die Aktien der österreichischen Raiffeisen International (RI) am vergangenen Dienstag ein, nachdem deren Gewinnrückgang 2009 bekannt wurde. Bei der RI handelt es sich um eine börsennotierte und auf Osteuropa ausgerichtete Holding der Raiffeisen Zentralbank (RZB), die mit 70 Prozent an ihrer Tochtergesellschaft beteiligt ist. Beide Finanzinstitute gaben nun bekannt, ihre im April 2005 eingeleitete Trennung wieder rückgängig zu machen. Die RI ist in 17 Ländern Mittel- und Osteuropas tätig. Laut der Zeitung Die Presse gibt es »gravierende Probleme«, mit denen »Raiffeisen International in Osteuropa konfrontiert ist.« So ging der RI-Gewinn 2009 um 78 Prozent auf nur noch 212 Millionen Euro zurück, während im gleichen Zeitraum die Vorsorge für faule Kredite auf 1,7 Milliarden Euro verdoppelt werden mußte. Aufgrund der Wirtschaftskrise werden immer mehr ausgereichte Darlehen und Hypotheken »notleidend«, sprich, es bestehen erhebliche Zweifel, ob sie zurückgezahlt werden können. Westliche Banken hatten in der Region zuvor einen kreditfinanzierten Boom ausgelöst, als sie Konsumenten und Häuslebauer großzügig mit Krediten versorgt hatten. Steigende Arbeitslosigkeit und ein teilweise rasch wieder fallendes Lohnniveau sorgen nun dafür, daß immer mehr Kreditnehmer ihre Schulden nicht bedienen können. Die Presse zitierte in diesem Zusammenhang aus einer Analyse der Schweizer Großbank UBS. Demnach hat sich im dritten Quartal 2009 die Quote der notleidenden Kredite bei der RI auf 14 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum verdoppelt. Bereits im vergangenen Jahr mußte die RZB ihrer Osteuropatochter eine milliardenschwere Kapitalspritze zukommen lassen, weitere Stützungsmaßnahmen werden nach Ansicht von Beobachtern auch in diesem Jahr unvermeidbar.