Hintergrund, Heft 4 - 2010 Die Moskauer Ministerialbürokratie wählte im Mai vergangenen Jahres eine bislang in Russland unübliche Methode, um eine spektakuläre geopolitische Neuausrichtung russischer Außenpolitik zu signalisieren. Eine als vertraulich klassifizierte, circa 70 Seiten umfassende Neubewertung russischer Außenpolitik, die von einem eigens eingerichteten Komitee innerhalb des russischen Außenministeriums angefertigt wurde, fand sich aufgrund einer – offensichtlich gezielten – Indiskretion in den Redaktionsräumen der russischen Ausgabe des Nachrichtenmagazins Newsweek wieder. „Es scheint, als ob jemand mit einer amerikanischen Logik dies durchsickern ließ“, kommentierte Jewgeni Bashanow (engl. Schreibweise: Yevgeny Bazhanov), der Vizerektor der Moskauer Diplomatischen Akademie, diese amerikanischen Public-Relations-Methoden gleichende Vorgehensweise gegenüber US-Medien. Offizielle Vertreter des russischen Außenministeriums bestätigten zwar die Authentizität dieser Dokumente, doch enthielten sie sich jeglicher weiteren Kommentare. Die an den US-amerikanischen Politikbetrieb erinnernde Form dieser gezielten Indiskretion befand sich aber durchaus im Einklang mit deren brisantem Inhalt. In dem Dokument fordert der russische Außenminister Sergej Lawrow den Aufbau außenpolitischer Modernisierungsallianzen mit Ländern, die Russland bei der Überwindung der technologischen Rückständigkeit seiner Volkswirtschaft unterstützen könnten: „Die größte Bedeutung kommt der Stärkung der Beziehungen wechselseitiger Abhängigkeit mit den führenden Weltmächten zu, die auf gegenseitiger Durchdringung der Ökonomie und Kultur“ basieren sollen. Dieser von Lawrow vorgegebene Kurswechsel wurde in dem Dokument auch weiter präzisiert. So wurden in dem Papier unter anderem der Beitritt zur Welthandelsorganisation (WTO), die Errichtung eines visafreien Grenzverkehrs mit der Europäischen Union und eine engere Kooperation mit den USA diskutiert.
Russische Modernisierungsopfer?
Russische Modernisierungsopfer?
Russische Modernisierungsopfer?
Hintergrund, Heft 4 - 2010 Die Moskauer Ministerialbürokratie wählte im Mai vergangenen Jahres eine bislang in Russland unübliche Methode, um eine spektakuläre geopolitische Neuausrichtung russischer Außenpolitik zu signalisieren. Eine als vertraulich klassifizierte, circa 70 Seiten umfassende Neubewertung russischer Außenpolitik, die von einem eigens eingerichteten Komitee innerhalb des russischen Außenministeriums angefertigt wurde, fand sich aufgrund einer – offensichtlich gezielten – Indiskretion in den Redaktionsräumen der russischen Ausgabe des Nachrichtenmagazins Newsweek wieder. „Es scheint, als ob jemand mit einer amerikanischen Logik dies durchsickern ließ“, kommentierte Jewgeni Bashanow (engl. Schreibweise: Yevgeny Bazhanov), der Vizerektor der Moskauer Diplomatischen Akademie, diese amerikanischen Public-Relations-Methoden gleichende Vorgehensweise gegenüber US-Medien. Offizielle Vertreter des russischen Außenministeriums bestätigten zwar die Authentizität dieser Dokumente, doch enthielten sie sich jeglicher weiteren Kommentare. Die an den US-amerikanischen Politikbetrieb erinnernde Form dieser gezielten Indiskretion befand sich aber durchaus im Einklang mit deren brisantem Inhalt. In dem Dokument fordert der russische Außenminister Sergej Lawrow den Aufbau außenpolitischer Modernisierungsallianzen mit Ländern, die Russland bei der Überwindung der technologischen Rückständigkeit seiner Volkswirtschaft unterstützen könnten: „Die größte Bedeutung kommt der Stärkung der Beziehungen wechselseitiger Abhängigkeit mit den führenden Weltmächten zu, die auf gegenseitiger Durchdringung der Ökonomie und Kultur“ basieren sollen. Dieser von Lawrow vorgegebene Kurswechsel wurde in dem Dokument auch weiter präzisiert. So wurden in dem Papier unter anderem der Beitritt zur Welthandelsorganisation (WTO), die Errichtung eines visafreien Grenzverkehrs mit der Europäischen Union und eine engere Kooperation mit den USA diskutiert.