"Ich fürchte mich nicht vor der Rückkehr der Faschisten in der Maske der Faschisten, sondern vor der Rückkehr der Faschisten in der Maske der Demokraten." Theodor W. Adorno Wieso der Elitenfascho Thilo Sarrazin trotz des Ausscheidens aus dem Bundesbankvorstand die jüngste öffentliche Auseinandersetzung um seine rassistischen Thesen für sich entscheiden konnte. Ein Diskussionsbeitrag, der eine erste theoretische Einschätzung der Ideologie und Popularität Sarrazins wagt. Deutschlands beliebtester Sozialfaschist, der ehemalige Bundesbanker Thilo Sarrazin (SPD), hat bereits einen wichtigen ersten Sieg errungen. Im Verlauf der öffentlichen Auseinandersetzung um seine in Buchform gepressten rassistischen Ausfälle gelang es Sarrazin und seinen Unterstützern aus Politik und Meiden, einen essenziellen zivilisatorischen Mindeststandard in der BRD zu schleifen, der bislang in der Öffentlichkeit der meisten kapitalistisch-bürgerlichen Gesellschaften zumindest rein formell eingehalten werden musste: Offen rassistische oder antisemitische, klar auf neofaschistischer Ideologie aufbauende Positionen und Äußerungen wurden bis vor Kurzem in der Öffentlichkeit nicht toleriert. Rassistische und antisemitische Überzeugungen fanden in dem massenmedial veröffentlichten Diskurs nur vermittelt – nach einem Prozess des ideologischen „Weichspülens“ - ihren Widerhall, indem sie zumeist kulturalistisch oder mentalitätsgeschichtlich umformuliert wurden. Ganze Generationen von Naziideologen konzentrierten sich etwa darauf, dass rassistisch motivierte „Ausländer Raus!“ als eine Unvereinbarkeit unterschiedlicher, kulturell angelegter „Mentalitäten“ neu zu interpretieren. Die kulturelle Prägung - die im Endeffekt zu einem Synonym für Rasse avancierte - würde ein Zusammenlaben unterschiedlicher Bevölkerungspuppen unmöglich machen, so die Essenz dieses neurechten „Kulturalismus“ oder „kulturellen Rassismus“. Doch nun darf wieder über Gene, Rasse und Erbanlagen öffentlich „debattiert“ erden. Mit dem ungeheuren Widerhall, den die klar rassistisch grundierten Kernthesen aus Sarrazins literarischem Machwerk „Deutschland schafft sich ab“ in breiten Schichten der deutschen Bevölkerung fanden, geht ein regelrechter zivilisatorischer Dammbruch einher, der künftig der offenen demagogischen Hetze über die „minderwertige genetische Ausstattung“ ganzer „ausländischer Populationen“ Tor und Tür öffnet. Es darf wieder über die genetische Disposition von Menschen und Migrantengruppen, letztendlich über Rasse, diskutiert werden. Im Kern geht es den Ausführungen Sarrazin tatsächlich um ordinären, rassistischen Neofaschismus, der ganz klar auf ideologischen Versatzstücken aufbaut, die ebenfalls zum innersten Bestandteil der Ideologie insbesondere des deutschen „Nationalsozialismus“ gehörten. Dieser Umstand fällt bezeichnenderweise auch reaktionären deutschen Konservativen auf, wie etwa dem Frank Schirrmacher von der FAZ: „Thilo Sarrazin hat nicht ein Buch geschrieben, sondern mindestens drei Bücher, die den gleichen Titel tragen. Sie sind ineinander verschachtelt wie die russischen Matrjoschka-Puppen. Es geht um Demographie, um Wirtschaft und dann, im innersten Kern des Ganzen, um Biologie. Wer zu der dritten Puppe nicht vorstößt, versteht das Ausmaß der Aufregung nicht. Denn im Innersten dieses Buches steckt eine vulgärdarwinistische Gesellschaftstheorie, die mit einer Unbefangenheit dargelegt wird, als hätte es die Erfahrungen des Zwanzigsten Jahrhunderts nicht gegeben.“ Es ist dieselbe neue deutsche Unbefangenheit, mit der während der Fußball-WM in der BRD der angeblich „harmlose“ und „sympathische“ Flaggenpatriotismus initiiert wurde. So wie die permanente Nationalbeflaggung ganzer Schrebergartenkolonien und Vorstadtviertel nach dem „Schwarz-Rot-Goldenen Sommermärchen“ von 2006 zum deutschen Alltag geworden ist, so wird auch künftig der sozialdarwinistische und rassistische Diskurs über „Schmarotzer“ und „Ausländer“ auf eine weitaus höhere öffentliche Akzeptanz stoßen. In gewisser Weise ist diese Abfolge nur folgerichtig. Schon immer war die Ausgrenzung von „andersartigen“ Gruppen teil nationalistischer Identitätsbildung – die „bunte“, „harmlose“ und „fröhliche“ deutsche Identitätsorgie während der Fußballweltmeisterschaft 2006 (und auch 2010) trägt den Keim des Hasses gegen alle nicht dem nationalen Kollektiv zugerechneten Bevölkerungsgruppen in sich.
Sarrazins Sieg
Sarrazins Sieg
Sarrazins Sieg
"Ich fürchte mich nicht vor der Rückkehr der Faschisten in der Maske der Faschisten, sondern vor der Rückkehr der Faschisten in der Maske der Demokraten." Theodor W. Adorno Wieso der Elitenfascho Thilo Sarrazin trotz des Ausscheidens aus dem Bundesbankvorstand die jüngste öffentliche Auseinandersetzung um seine rassistischen Thesen für sich entscheiden konnte. Ein Diskussionsbeitrag, der eine erste theoretische Einschätzung der Ideologie und Popularität Sarrazins wagt. Deutschlands beliebtester Sozialfaschist, der ehemalige Bundesbanker Thilo Sarrazin (SPD), hat bereits einen wichtigen ersten Sieg errungen. Im Verlauf der öffentlichen Auseinandersetzung um seine in Buchform gepressten rassistischen Ausfälle gelang es Sarrazin und seinen Unterstützern aus Politik und Meiden, einen essenziellen zivilisatorischen Mindeststandard in der BRD zu schleifen, der bislang in der Öffentlichkeit der meisten kapitalistisch-bürgerlichen Gesellschaften zumindest rein formell eingehalten werden musste: Offen rassistische oder antisemitische, klar auf neofaschistischer Ideologie aufbauende Positionen und Äußerungen wurden bis vor Kurzem in der Öffentlichkeit nicht toleriert. Rassistische und antisemitische Überzeugungen fanden in dem massenmedial veröffentlichten Diskurs nur vermittelt – nach einem Prozess des ideologischen „Weichspülens“ - ihren Widerhall, indem sie zumeist kulturalistisch oder mentalitätsgeschichtlich umformuliert wurden. Ganze Generationen von Naziideologen konzentrierten sich etwa darauf, dass rassistisch motivierte „Ausländer Raus!“ als eine Unvereinbarkeit unterschiedlicher, kulturell angelegter „Mentalitäten“ neu zu interpretieren. Die kulturelle Prägung - die im Endeffekt zu einem Synonym für Rasse avancierte - würde ein Zusammenlaben unterschiedlicher Bevölkerungspuppen unmöglich machen, so die Essenz dieses neurechten „Kulturalismus“ oder „kulturellen Rassismus“. Doch nun darf wieder über Gene, Rasse und Erbanlagen öffentlich „debattiert“ erden. Mit dem ungeheuren Widerhall, den die klar rassistisch grundierten Kernthesen aus Sarrazins literarischem Machwerk „Deutschland schafft sich ab“ in breiten Schichten der deutschen Bevölkerung fanden, geht ein regelrechter zivilisatorischer Dammbruch einher, der künftig der offenen demagogischen Hetze über die „minderwertige genetische Ausstattung“ ganzer „ausländischer Populationen“ Tor und Tür öffnet. Es darf wieder über die genetische Disposition von Menschen und Migrantengruppen, letztendlich über Rasse, diskutiert werden. Im Kern geht es den Ausführungen Sarrazin tatsächlich um ordinären, rassistischen Neofaschismus, der ganz klar auf ideologischen Versatzstücken aufbaut, die ebenfalls zum innersten Bestandteil der Ideologie insbesondere des deutschen „Nationalsozialismus“ gehörten. Dieser Umstand fällt bezeichnenderweise auch reaktionären deutschen Konservativen auf, wie etwa dem Frank Schirrmacher von der FAZ: „Thilo Sarrazin hat nicht ein Buch geschrieben, sondern mindestens drei Bücher, die den gleichen Titel tragen. Sie sind ineinander verschachtelt wie die russischen Matrjoschka-Puppen. Es geht um Demographie, um Wirtschaft und dann, im innersten Kern des Ganzen, um Biologie. Wer zu der dritten Puppe nicht vorstößt, versteht das Ausmaß der Aufregung nicht. Denn im Innersten dieses Buches steckt eine vulgärdarwinistische Gesellschaftstheorie, die mit einer Unbefangenheit dargelegt wird, als hätte es die Erfahrungen des Zwanzigsten Jahrhunderts nicht gegeben.“ Es ist dieselbe neue deutsche Unbefangenheit, mit der während der Fußball-WM in der BRD der angeblich „harmlose“ und „sympathische“ Flaggenpatriotismus initiiert wurde. So wie die permanente Nationalbeflaggung ganzer Schrebergartenkolonien und Vorstadtviertel nach dem „Schwarz-Rot-Goldenen Sommermärchen“ von 2006 zum deutschen Alltag geworden ist, so wird auch künftig der sozialdarwinistische und rassistische Diskurs über „Schmarotzer“ und „Ausländer“ auf eine weitaus höhere öffentliche Akzeptanz stoßen. In gewisser Weise ist diese Abfolge nur folgerichtig. Schon immer war die Ausgrenzung von „andersartigen“ Gruppen teil nationalistischer Identitätsbildung – die „bunte“, „harmlose“ und „fröhliche“ deutsche Identitätsorgie während der Fußballweltmeisterschaft 2006 (und auch 2010) trägt den Keim des Hasses gegen alle nicht dem nationalen Kollektiv zugerechneten Bevölkerungsgruppen in sich.