"Junge Welt", 02.02.2009 Westliche Großbanken sorgen sich um Osteuropa. Verständlich, ihre ausufernde Kreditvergabe brachte Region an Rand des Ruins Die Länder an der östlichen EU-Peripherie scheinen mächtige Fürsprecher gefunden zu haben. Etliche westliche Großbanken, wie Erste Bank AG, die mächtigste Österreichs, Société Générale und die Bayern LB, haben sich zu einer Interessenvereinigung für Osteuropa zusammengefunden. Sie streitet für eine stärkere Unterstützung der von der Finanzkrise besonders stark betroffenen dortigen Volkswirtschaften seitens europäischer Institutionen. Herbert Stepic, Chef der österreichischen Raiffeisen International, erging sich in einem für Banker ungewohnt schwülstigen Pathos, um gegenüber der Financial Times Deutschland (FTD) die Gründung dieser Lobbygruppe zu legitimieren. »Viele von uns haben 50 Jahre gekämpft, um diese Länder vom Kommunismus wegzubringen, und jetzt, da wir in der Region eine freie Marktwirtschaft haben, können wir sie nicht allein lassen, wo ein extrem rauher Wind weht«, so der Manager vergangene Woche. Alle an der Lobbygruppe beteiligten Kreditinstitute beeilten sich, Gerüchten über einen etwaigen Rückzug aus Osteuropa entgegenzutreten. Ganz so selbstlos, wie es Stepic weismachen will, ist das Engagement dieser Geldhäuser freilich nicht. Schließlich haben die knappen zwei Dekaden »freier Marktwirtschaft« nicht nur die gesamte osteuropäische Region an den Rand des wirtschaftlichen Abgrunds, sondern auch viele dort engagierte westliche Geldhäuser an den des Bankrotts geführt. Die neue Lobbygruppe forderte folglich von der EU und der Europäischen Zentralbank eine aktive Bekämpfung der Kreditkrise in Osteuropa. Eventuelle Liquiditätsengpässe sollen mittels Kreditvergabe vermieden, Banken – also die Lobbyisten selbst – bei der Aufrechterhaltung des Geldverleihs unterstützt werden. Der Bank-Austria-Chef und UniCredit-Ostvorstand Erich Hampel machte sich zudem für einen »Plan für Osteuropa« stark, den nationale und supranationale Institutionen angehen sollten. Es gehe um »umfassende Banken-Hilfspakete für Osteuropa«, erläuterte Hampel gegenüber der Nachrichtenagentur APA. Laut der FTD hat sich diese »Gruppe« bereits im vergangenen Herbst gegründet, doch sei diese erst am 21. Januar »aufgrund der sich verschlechternden wirtschaftlichen Bedingungen und der wachsenden Dringlichkeit« an die Öffentlichkeit gegangen.
Schock am Katzentisch
Schock am Katzentisch
Schock am Katzentisch
"Junge Welt", 02.02.2009 Westliche Großbanken sorgen sich um Osteuropa. Verständlich, ihre ausufernde Kreditvergabe brachte Region an Rand des Ruins Die Länder an der östlichen EU-Peripherie scheinen mächtige Fürsprecher gefunden zu haben. Etliche westliche Großbanken, wie Erste Bank AG, die mächtigste Österreichs, Société Générale und die Bayern LB, haben sich zu einer Interessenvereinigung für Osteuropa zusammengefunden. Sie streitet für eine stärkere Unterstützung der von der Finanzkrise besonders stark betroffenen dortigen Volkswirtschaften seitens europäischer Institutionen. Herbert Stepic, Chef der österreichischen Raiffeisen International, erging sich in einem für Banker ungewohnt schwülstigen Pathos, um gegenüber der Financial Times Deutschland (FTD) die Gründung dieser Lobbygruppe zu legitimieren. »Viele von uns haben 50 Jahre gekämpft, um diese Länder vom Kommunismus wegzubringen, und jetzt, da wir in der Region eine freie Marktwirtschaft haben, können wir sie nicht allein lassen, wo ein extrem rauher Wind weht«, so der Manager vergangene Woche. Alle an der Lobbygruppe beteiligten Kreditinstitute beeilten sich, Gerüchten über einen etwaigen Rückzug aus Osteuropa entgegenzutreten. Ganz so selbstlos, wie es Stepic weismachen will, ist das Engagement dieser Geldhäuser freilich nicht. Schließlich haben die knappen zwei Dekaden »freier Marktwirtschaft« nicht nur die gesamte osteuropäische Region an den Rand des wirtschaftlichen Abgrunds, sondern auch viele dort engagierte westliche Geldhäuser an den des Bankrotts geführt. Die neue Lobbygruppe forderte folglich von der EU und der Europäischen Zentralbank eine aktive Bekämpfung der Kreditkrise in Osteuropa. Eventuelle Liquiditätsengpässe sollen mittels Kreditvergabe vermieden, Banken – also die Lobbyisten selbst – bei der Aufrechterhaltung des Geldverleihs unterstützt werden. Der Bank-Austria-Chef und UniCredit-Ostvorstand Erich Hampel machte sich zudem für einen »Plan für Osteuropa« stark, den nationale und supranationale Institutionen angehen sollten. Es gehe um »umfassende Banken-Hilfspakete für Osteuropa«, erläuterte Hampel gegenüber der Nachrichtenagentur APA. Laut der FTD hat sich diese »Gruppe« bereits im vergangenen Herbst gegründet, doch sei diese erst am 21. Januar »aufgrund der sich verschlechternden wirtschaftlichen Bedingungen und der wachsenden Dringlichkeit« an die Öffentlichkeit gegangen.