"Neues Deutschland", 27.03.2010 EU geht in der Frage konkurrierender Erdgas-Pipeline-Projekte auf Russland zu Die von EU-Ländern und -Versorgern geplante Erdgas-Pipeline ist vorerst eine Luftnummer. Anfang März unterbreitete Paolo Scaroni, der Chef des italienischen Energiekonzerns Eni, seinen russischen Geschäftspartnern im staatlichen Gasmonopolisten Gazprom einen überraschenden Vorschlag: Die russische South-Stream-Pipeline und ihr europäisches Gegenstück Nabucco könnten teilweise zusammengeschlossen werden. »Wenn alle Projektpartner die beiden Gaspipelines an einem Abschnitt zusammenfügen, können wir die Investitionen und die Kosten verringern sowie die Einnahmen vergrößern«, so Scaroni. Auch der neue EU-Energiekommissar Günther Oettinger erklärte, die Europäische Kommission nehme South Stream und Nabucco nicht als konkurrierende Projekte wahr und beurteile die Perspektiven beider Vorhaben als »hervorragend«. Tatsächlich sind beide Pipelineprojekte sehr kostspielig. Nabucco wird auf knapp 8 Milliarden Euro veranschlagt, die Realisierung von South Stream auf bis zu 24 Milliarden Euro. Sie gelten als wichtige Trümpfe im geopolitischen Machtkampf zwischen Russland und dem Westen um die Energieträger Zentralasiens, insbesondere der kaspischen Region. Die von Gazprom in Kooperation mit Eni geplante South-Stream-Pipeline soll vom russischen Schwarzmeerhafen Noworossijsk über 900 Kilometer auf dem Meeresboden in westliche Richtung bis zum bulgarischen Varna verlaufen und von dort Erdgas in zwei Strängen bis nach Italien und Mitteleuropa verteilen. Bis zu 63 Milliarden Kubikmeter sollen hier voraussichtlich ab 2015 befördert werden Die von einem europäischen Konsortium aus sechs Energiekonzernen getragene Nabucco-Pipeline sieht hingegen die Beförderung von jährlich bis zu 31 Milliarden Kubikmetern kaspischen und zentralasiatischen Erdgases über das Territorium der Türkei – also unter Umgehung Russlands – vor. Bei Bewilligung würden die Arbeiten offiziell 2011 beginnen und frühestens 2014 abgeschlossen sein.
Viele Fragezeichen zu Nabucco
Viele Fragezeichen zu Nabucco
Viele Fragezeichen zu Nabucco
"Neues Deutschland", 27.03.2010 EU geht in der Frage konkurrierender Erdgas-Pipeline-Projekte auf Russland zu Die von EU-Ländern und -Versorgern geplante Erdgas-Pipeline ist vorerst eine Luftnummer. Anfang März unterbreitete Paolo Scaroni, der Chef des italienischen Energiekonzerns Eni, seinen russischen Geschäftspartnern im staatlichen Gasmonopolisten Gazprom einen überraschenden Vorschlag: Die russische South-Stream-Pipeline und ihr europäisches Gegenstück Nabucco könnten teilweise zusammengeschlossen werden. »Wenn alle Projektpartner die beiden Gaspipelines an einem Abschnitt zusammenfügen, können wir die Investitionen und die Kosten verringern sowie die Einnahmen vergrößern«, so Scaroni. Auch der neue EU-Energiekommissar Günther Oettinger erklärte, die Europäische Kommission nehme South Stream und Nabucco nicht als konkurrierende Projekte wahr und beurteile die Perspektiven beider Vorhaben als »hervorragend«. Tatsächlich sind beide Pipelineprojekte sehr kostspielig. Nabucco wird auf knapp 8 Milliarden Euro veranschlagt, die Realisierung von South Stream auf bis zu 24 Milliarden Euro. Sie gelten als wichtige Trümpfe im geopolitischen Machtkampf zwischen Russland und dem Westen um die Energieträger Zentralasiens, insbesondere der kaspischen Region. Die von Gazprom in Kooperation mit Eni geplante South-Stream-Pipeline soll vom russischen Schwarzmeerhafen Noworossijsk über 900 Kilometer auf dem Meeresboden in westliche Richtung bis zum bulgarischen Varna verlaufen und von dort Erdgas in zwei Strängen bis nach Italien und Mitteleuropa verteilen. Bis zu 63 Milliarden Kubikmeter sollen hier voraussichtlich ab 2015 befördert werden Die von einem europäischen Konsortium aus sechs Energiekonzernen getragene Nabucco-Pipeline sieht hingegen die Beförderung von jährlich bis zu 31 Milliarden Kubikmetern kaspischen und zentralasiatischen Erdgases über das Territorium der Türkei – also unter Umgehung Russlands – vor. Bei Bewilligung würden die Arbeiten offiziell 2011 beginnen und frühestens 2014 abgeschlossen sein.