"Junge Welt", 18.07.2011 Deutschland und Moskau verstärken Kooperation im Energiebereich. Abkommen weckt Mißtrauen der USA Die Verflechtung der deutschen und russischen Energiesektoren schreitet weiter voran. Am vergangenen Donnerstag unterzeichneten der größte deutsche Stromproduzent RWE und der staatliche russische Gasmonopolist Gasprom eine Absichtserklärung, die auf die Gründung eines Joint-Venture in der Kraftwerkssparte abzielt. Das künftige deutsch-russische Gemeinschaftsunternehmen soll sich mit dem Betrieb und Neubau von Kohle- und Gaskraftwerken in Deutschland, Großbritannien und den Benelux-Staaten befassen. Die europäische Stromwirtschaft sei eine der Prioritäten von Gasprom, erklärte dessen Vorstandsvorsitzender, Alexej Miller. Angesichts des Atomausstiegs sehe Miller »gute Chancen für den Bau neuer, moderner Gaskraftwerke in Deutschland«. Der RWE-Vorstandschef Jürgen Großmann erklärte wiederum, dank der vereinbarten Kooperation künftig eine Gasversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen sicherstellen zu können. In den kommenden drei Monaten, in denen RWE als exklusiver Gesprächspartner Gasproms fungieren wird, sollen die genauen Modalitäten dieser Kooperation festgelegt werden. Die deutsche Seite wird hierbei bemüht sein, ein Junktim zwischen verbilligten Gaspreisen und russischer Beteiligung an der Kraftwerkssparte von RWE in Europa durchzusetzen. Der durch den Atomausstieg angeschlagene deutsche Energiekonzern hofft darauf, durch verbilligte russische Gaslieferungen den Neubau von Gaskraftwerken in Deutschland wieder zu profitablen Konditionen durchführen zu können. Derzeit sind E.on und RWE an langfristige Lieferverträge mir Gasprom gebunden, die keinen Spielraum für Preissenkungen zulassen. Zugleich verkaufte RWE – ähnlich wie E.on und Vattenfall – auch die Mehrheitsanteile seiner Netzgesellschaft Amprion, um Kapital aufzunehmen und sich von dem marode gesparten Stromnetz zu trennen, in dessen Ausbau und Sanierung nun Milliardenbeträge fließen müssen.
Vom Energie- zum Waffendeal
Vom Energie- zum Waffendeal
Vom Energie- zum Waffendeal
"Junge Welt", 18.07.2011 Deutschland und Moskau verstärken Kooperation im Energiebereich. Abkommen weckt Mißtrauen der USA Die Verflechtung der deutschen und russischen Energiesektoren schreitet weiter voran. Am vergangenen Donnerstag unterzeichneten der größte deutsche Stromproduzent RWE und der staatliche russische Gasmonopolist Gasprom eine Absichtserklärung, die auf die Gründung eines Joint-Venture in der Kraftwerkssparte abzielt. Das künftige deutsch-russische Gemeinschaftsunternehmen soll sich mit dem Betrieb und Neubau von Kohle- und Gaskraftwerken in Deutschland, Großbritannien und den Benelux-Staaten befassen. Die europäische Stromwirtschaft sei eine der Prioritäten von Gasprom, erklärte dessen Vorstandsvorsitzender, Alexej Miller. Angesichts des Atomausstiegs sehe Miller »gute Chancen für den Bau neuer, moderner Gaskraftwerke in Deutschland«. Der RWE-Vorstandschef Jürgen Großmann erklärte wiederum, dank der vereinbarten Kooperation künftig eine Gasversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen sicherstellen zu können. In den kommenden drei Monaten, in denen RWE als exklusiver Gesprächspartner Gasproms fungieren wird, sollen die genauen Modalitäten dieser Kooperation festgelegt werden. Die deutsche Seite wird hierbei bemüht sein, ein Junktim zwischen verbilligten Gaspreisen und russischer Beteiligung an der Kraftwerkssparte von RWE in Europa durchzusetzen. Der durch den Atomausstieg angeschlagene deutsche Energiekonzern hofft darauf, durch verbilligte russische Gaslieferungen den Neubau von Gaskraftwerken in Deutschland wieder zu profitablen Konditionen durchführen zu können. Derzeit sind E.on und RWE an langfristige Lieferverträge mir Gasprom gebunden, die keinen Spielraum für Preissenkungen zulassen. Zugleich verkaufte RWE – ähnlich wie E.on und Vattenfall – auch die Mehrheitsanteile seiner Netzgesellschaft Amprion, um Kapital aufzunehmen und sich von dem marode gesparten Stromnetz zu trennen, in dessen Ausbau und Sanierung nun Milliardenbeträge fließen müssen.