"Junge Welt", 22.06.2009 In der Krise fliegen auch im »zivilisierten« nordischen Kapitalismus Tausende auf die Straße. Sozialtransfers und Bankenrettungspakete lassen Haushaltsdefizit explodieren Schweden gilt immer noch als Symbol eines »gebändigten« Kapitalismus. Und tatsächlich liegt diese Volkswirtschaft zumindest hinsichtlich der Sozialleistungen unendlich weit weg von den drei baltischen Republiken, die nur wenige Seemeilen östlich nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion eine brutale neoliberale Systemtransformation durchmachen mußten. Die Weltwirtschaftskrise verschärft den Gegensatz: Während Lettland wegen drohenden Staatsbankrotts umfassende Haushaltskürzungen vornehmen muß, deren verheerende Auswirkungen auf das Gesundheitswesen der zuständige Minister am 17. Juni mit seinem Rücktritt quittierte, scheint in Schweden das soziale Netz – noch – zu halten. Jüngsten Prognosen des schwedischen Instituts für Wirtschaftsforschung zufolge soll Schwedens Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um 5,4 Prozent schrumpfen. Die Arbeitslosenrate dieser exportorientierten Volkswirtschaft stieg zwischen April und Mai 2009 von 8,3 auf neun Prozent, da viele Unternehmen aufgrund global einbrechender Nachfrage zu Massenentlassungen übergegangen sind. Betroffen ist hauptsächlich der Fahrzeugbau, aber auch der Bergbau, die Elektroindustrie und der Energiesektor. Führende schwedische Betriebe wie Volvo, Scania oder Electrolux haben bereits Tausende auf die Straße gesetzt. Viele von ihnen waren nur als Zeitarbeiter beschäftigt.
Zahltag in Schweden
Zahltag in Schweden
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"Junge Welt", 22.06.2009 In der Krise fliegen auch im »zivilisierten« nordischen Kapitalismus Tausende auf die Straße. Sozialtransfers und Bankenrettungspakete lassen Haushaltsdefizit explodieren Schweden gilt immer noch als Symbol eines »gebändigten« Kapitalismus. Und tatsächlich liegt diese Volkswirtschaft zumindest hinsichtlich der Sozialleistungen unendlich weit weg von den drei baltischen Republiken, die nur wenige Seemeilen östlich nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion eine brutale neoliberale Systemtransformation durchmachen mußten. Die Weltwirtschaftskrise verschärft den Gegensatz: Während Lettland wegen drohenden Staatsbankrotts umfassende Haushaltskürzungen vornehmen muß, deren verheerende Auswirkungen auf das Gesundheitswesen der zuständige Minister am 17. Juni mit seinem Rücktritt quittierte, scheint in Schweden das soziale Netz – noch – zu halten. Jüngsten Prognosen des schwedischen Instituts für Wirtschaftsforschung zufolge soll Schwedens Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um 5,4 Prozent schrumpfen. Die Arbeitslosenrate dieser exportorientierten Volkswirtschaft stieg zwischen April und Mai 2009 von 8,3 auf neun Prozent, da viele Unternehmen aufgrund global einbrechender Nachfrage zu Massenentlassungen übergegangen sind. Betroffen ist hauptsächlich der Fahrzeugbau, aber auch der Bergbau, die Elektroindustrie und der Energiesektor. Führende schwedische Betriebe wie Volvo, Scania oder Electrolux haben bereits Tausende auf die Straße gesetzt. Viele von ihnen waren nur als Zeitarbeiter beschäftigt.